Undine

Februar 2013:  Wettbewerbssieger für die Undine – Plastik in Brandenburg an der Havel

Ein erotisches und starkes Findelkind (Märkische Allgemeine vom 19.2.2013)

Knuth Seim schafft den Siegerentwurf für die Undine-Plastik am Havelufer im Rotary-Wettbewerb

BRANDENBURG AN DER HAVEL – Weiblich, offen, erotisch, stark, selbstbewusst, zweifelnd, zerrissen – all diese Eigenschaften in einem Augenblick.

„Mein Entwurf zeigt Undine als junge Frau von besonderer Schönheit und Sinnlichkeit“, beschreibt der Künstler Knuth Seim aus Garlitz selbst seinen Entwurf, mit dem er eine hochkarätige Jury überzeugen konnte.

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Keine Frage, über diese Plastik wird spätestens diskutiert werden, wenn sie am Havelufer auf der kleinen vom Packhof auskragenden Halbinsel in Sichtweite der Jahrtausendbrücke steht. Doch dieser Diskurs ist gewollt, dazu ist Kunst im öffentlichen Raum ja da.

Doch der Reihe nach: Der Rotary Club Brandenburg will seinen Beitrag zum Gelingen der Bundesgartenschau leisten. Im Mittelpunkt des von der Serviceorganisation ausgelobten Wettbewerbes steht das Findelkind Undine aus der gleichnamigen Erzählung von Friedrich de la Motte Fouqué. Aus einer Vielzahl sich bewerbender Künstler aus der Region wurden drei ausgewählt und aufgefordert, ihre Ideen zu präzisieren und im Modell darzustellen – Monika Spiess aus Klein Kreutz, Knuth Seim aus Garlitz und Dirk Harms aus Plaue.

„Es war eine kleine Zitterpartie. Bei nur drei Künstlern ist das Risiko größer, dass es nicht passt“, sagt Achim Krekeler, dessen Architekturbüro den Wettbewerb vorbereitet und begleitet hat. „Am Ende standen drei ernst zu nehmende Beiträge, zu denen es jeweils Pro und Contra gibt.“

Eine durchaus heterogen zusammengesetzte Jury kam schließlich zu einem einstimmigen Votum – für Seim. Unter den acht Juroren kamen nur zwei von Rotary, zwei sind Stadtverordnete, zudem Verwalter, andere Künstler und Planer. Deren einmütigen Ratschluss bezeichnet Krekeler humorvoll als „überparteilichen interkulturellen Konsens“.

Michael Oeff von Rotary beschreibt seinen Eindruck so: „Der Drang ins Wasser zurück, das wehmütige Abwägen zwischen dem Fisch als männlichem Element und der halboffenen Muschel als ,Nebenbuhlerin’ ist hervorragend gelungen. Ich wünsche mir für diese Plastik Platz, damit man sie von allen Seiten erleben kann.“

Eckhart Haisch vom Lehniner Institut für Kunst und Handwerk hatte seine Mitjuroren mit Betrachtungen aus Künstlersicht eingestimmt und ist am Ende froh über das Ergebnis. „Diese Undine ist in jeder Hinsicht eine moderne zeitgenössische Skulptur.“ Trotz aller Figürlichkeit sei sie weder „retro“ noch „niedlich“ geraten, gleite auch nicht in die mittlerweile inflationär gebrauchte Abstraktion ab. „Vielmehr passt sie genau in diese Zeit, wird später auch immer so verortet werden.“

Die einstimmige Entscheidung legt den Gedanken nahe, dass Seims Undine herausgehoben stehe. „Es gab eine qualitätsvolle Dichte, die von allen drei Künstlern geliefert wurde. Wir haben ausführlich auch die Leistungen der anderen beiden gewürdigt. In unseren schriftlichen Begründungen werden sie nachlesen können, dass wir sehr genau hingeschaut haben“, resümiert Haisch.

Die Rotarier haben 30 000 Euro zur Verfügung gestellt. Das Geld wird zum kleinen Teil für die Entwurfshonorare verwendet, zum größten Teil fürs Anfertigen und Aufstellen der Plastik auf der Landzunge. Die Plastik wird 1,50 Meter plus Sockel hoch sein.

„Wir erwarten Aufmerksamkeit über die Stadtgrenzen hinaus, vergleichbar mit der kleinen Meerjungfrau in Kopenhagen. Die habe ich mir auch vom Wasser und vom Land aus angesehen“, sagt Rotarier Oeff. (Von André Wirsing)